Prostatakrebs

Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Mit steigendem Alter steigt auch das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Es gibt die Theorie, dass jeder Mann, wenn er nur alt genug wird, ein Prostatakarzinom entwickelt.

Wir wissen zwar heute eine Menge über die Prostatakrebserkrankung, über deren Verlauf und ihre Behandlung. Vieles ist aber noch völlig unklar und auch für Sie als Patient schwer zu verstehen:

Ein Prostatakarzinom kann z.B. viele Jahre lang klein und ohne Wachstumstendenz in der Prostata verbleiben, ohne dass es zu einer Krankheit im eigentlichen Sinne heranreift. Andererseits kann ein Prostatakarzinom sich wie eine typische Krebserkrankung verhalten mit Neigung zur Ausbreitung im Körper, heftigen Schmerzen, und es kann dann auch zum Tod führen.

Wir wissen jedoch nicht, wie sich das Prostatakarzinom im Einzelfall verhalten wird: relativ mild mit ganz langsamem Verlauf oder aggressiv mit frühzeitiger Ausbreitung. Für eine Voraussage im Einzelfall können wir lediglich bestimmte Indizien heranziehen und die Statistiken aus zahlreichen anderern Krankheitsverläufen.

ProstataZu den wichtigsten Indizien über das Ausmaß und die Eigenschaften eines Prostatakarzinoms gehören der rektale Tastbefund der Prostata, der sog. PSA-Wert im Blut, der Ultraschallbefund und das genaue mikroskopische Bild, das nur bei Gewebeuntersuchung durch den Pathologen beurteilt werden kann.

Entscheidend für die Behandlung ist vor allem die Frage: Kann/soll/muss das Prostatakarzinom durch eine „radikale Prostatektomie“ d.h. durch vollständige operative Entfernung der Prostata angegangen werden?

Diese Operation ist nur sinnvoll, wenn man einerseits recht sicher sein darf, dass das Prostatakarzinom bisher wirklich noch auf die Prostata begrenzt und noch nicht fortgeschritten ist. Dies ist nur bei geringem Tast-/Ultraschallbefund und nicht stark erhöhtem PSA-Wert der Fall.

Andererseits braucht gerade ein ganz frühes, kleines Prostatakarzinom mit langsamer Wachstumstendenz u.U. gar keine Behandlung: Dies gilt mit Gewissheit beim sehr alten oder anderweitig erkrankten Patienten, bei dem die Operation auch ein höheres Risiko bedeuten würde.

Wir wissen seit mittlerweile über 50 Jahren, dass ein Prostatakarzinoms in den allermeisten Fällen auch durch eine Hormonbehandlung beeinflusst werden kann: Es kommt zum Schrumpfen der Krebsgeschwulst; das Wachstums und eine evtl. Ausbreitung werden aufgehalten. Dieser Effekt hält in der Regel viele Jahre lang an, ist aber nicht mit einer Heilung gleichzusetzen, denn das Karzinom „schlummert“ ja noch im Körper. Irgendwann wird es erneut „aufwachen“, sofern der Patient es aufgrund seines Alters erlebt.

Die Hormonbehandlung besteht genauer gesagt darin, dass dem Körper die männlichen Geschlechtshormone entzogen bzw. blockiert werden. Das geschieht z.B. durch einfache operative Entfernung beider Hoden. Alternativ ist eine dauerhafte (lebenslange) Behandlung mit einem Medikament in Spritzen- und/oder Tablettenform möglich.

Folgen der Hormon(entzugs-)behandlung – egal ob operativ oder medikamentös – sind in erster Linie ein Erlöschen des Sexualtriebs und der Potenz. Viele Männer klagen zumindest vorübergehend über Hitzewellen ähnlich wie Frauen in den Wechseljahren. Jüngere Studien haben ergeben, dass wohl gehäuft depressive Verstimmungen und Osteoporose auftreten. Im Allgemeinen wird eine solche Hormon(entzugs-)therapie jedoch sehr gut verkraftet, und es ist oft erstaunlich, wie rasch und wie deutlich bei einem Prostatakarzinomkranken mit anfangs ausgeprägten Beschwerden die Symptome abklingen und „die Lebensgeister zurückkehren“.

Die Hormonbehandlung, z.B. durch Hodenentfernung, wird in all den Fällen empfohlen, wenn ein Prostatakarzinom nicht durch radikale Prostatektomie behandelt werden kann oder behandelt werden soll: aufgrund des bereits fortgeschrittenen Befundes, aufgrund anderer ernster Erkrankungen, aufgrund des Alters etc. – sofern man sich nicht zu einem rein abwartenden Verhalten unter regelmäßiger Beobachtung entschließt.

Die Tendenz geht aber heute dahin, Prostatakarzinome möglichst frühzeitig zu erkennen und mittels radikaler Prostatektomie zu heilen. Daher wird allen Männern ab 45 die 1x jährliche Krebsfrüherkennungs-Untersuchung empfohlen, die sinnvollerweise auch durch eine PSA-Bestimmung ergänzt werden sollte.

Ergibt sich entweder beim Abtasten der Prostata oder bei der Ultraschalluntersuchung der Prostata oder bei der PSA-Bestimmung ein verdächtiger Befund, so sollte dieser auch durch eine anschließende Gewebsprobenentnahme aus der Prostata weiter abgeklärt werden: mit der Konsequenz, dass im Falle eines Prostatakarzinom-Nachweises dann die Empfehlung zu einer radikalen Prostatektomie ausgesprochen würde.

Eine radikale Prostatektomie ist kein kleiner Eingriff, sondern eine größere Operation. Sie ist mittlerweile immer mehr zum Routineeingriff mit standardisierter Technik herangreift, so dass die früher häufigen und gefürchteten Komplikationen selten geworden sind: Der nicht unerhebliche Blutverlust während der Operation lässt sich problemlos beherrschen. Eine Harninkontinenz (unfreiwilliger Urinverlust) tragen nur ganz wenige Patienten als Folgeerscheinung davon. Allerdings ist eine bleibende Potenzstörung nach wie vor ein oft unvermeidbarer Nachteil der Operation: Die Blutgefäße und Nerven für den Penisschwellkörper verlaufen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Prostata und müssen bei radikaler Operation mit dem Ziel der vollständigen Tumorentfernung meist „geopfert“ werden. Glücklicherweise lässt sich auf diesem Sektor den Männern im Bedarfsfalle heutzutage auch meist helfen.

Alles in allem lässt sich behaupten, dass die Behandlung der Prostatakarzinomerkrankung heute in sehr vielen Fällen sehr gut möglich ist – besser als bei zahlreichen anderen Krebserkrankungen. Aufgrund ihrer weiter steigenden Häufigkeit bedarf aber die Prostatakrebserkrankung besonderer Aufmerksamkeit und Initiative, insbesondere in der urologischen Praxis.

Da die Zusammenhänge und Verquickungen gerade beim Prostatakarzinom oft recht kompliziert und schwierig zu verstehen sind, lassen Sie sich bitte von uns die Dinge erklären! Es ist Ihnen und uns lieb und wichtig, dass Sie wissen, warum in Ihrem Falle so und nicht anders behandelt werden sollte. Oft sind aber auch mehrere Behandlungswege richtig, so dass eine schwierige, weil zukunftsweisende Entscheidung zu treffen ist. Die Entscheidung sollten Sie im Idealfall selber für sich zu treffen in der Lage sein.